Wenn der Körper überreagiert
Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter
Die Schlacht hat schon begonnen. David gegen Goliath. 0,001-0,1 mm große Pollenkörner gegen einen Menschen, der allergisch reagiert.
Die eigentlich völlig harmlosen Blütenpollen halten das humane Immunsystem zum Narren und setzen die Abwehrmechanismen des Menschen in Gang, als ob
sie böse Erreger wären.
Histamin und Leukotriene werden im Körper ausgeschüttet und führen zu Niesen, Fließschnupfen, tränenden Augen und einem „dummen“ Kopf – die typischen Anzeichen eines „Heuschnupfens“. Zunächst. In fortgeschrittenem Stadium können weitere und sehr ernst zu nehmende Symptome hinzukommen oder die Beschwerden des Allergiebeginns ablösen: Husten, Atembeschwerden bis hin zum Asthma sind Folgen eines so genannten „Etagenwechsels“ – die Beschwerden „rutschen nach unten“. Auch Ohrenentzündungen, Lidödeme, Nasennebenhöhlenentzündungen, Hautauschläge, Ekzeme und Schlafstörungen können sich als Begleiterkrankungen entwickeln. Manchmal führt eine besonders heftige allergische Reaktion zu einem lebensbedrohenden anaphylaktischen Schock.
Etwa 20% der Bevölkerung leiden an Heuschnupfen („allergischer Rhinokon-junktivitis“), doch 35% der Menschen haben eine Allergie.
Neben Pollen lösen auch Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilze u.a. allergische Reaktionen aus.
Am 7. März 2017 gab der österreichische Pollenwarndienst bekannt, dass die Frühblüher Hasel und Erle in voller Blüte stehen und die Tagesbelastung in ganz Österreich für alle Pollen-Allergene bei durchschnittlich 49% liegt – für Menschen, die auf Frühblüher allergisch reagieren, eine wichtige Information zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Sie wissen, dass sie heute auf längere Aufenthalte im Freien und im Besonderen auf Wald- und Wiesenspaziergänge möglichst verzichten sollten. Denn ein Vermeiden der Allergene
ist die beste Medizin gegen die Allergie.
Praktische Tipps zur Vorbeugung
- Informieren Sie sich bevor Sie im Freien etwas planen: www.pollenwarndienst.at (oder andere Informationsdienste)
- Spülen der Nasenschleimhäute mit physiologischer Kochsalzlösung, um sie gesund und abwehrstark zu erhalten.
Zum Schutz der Augen gibt’s befeuchtende und beruhigende Augentropfen. - Verwenden Sie in Ihrem Wohnbereich oder Auto Luftreiniger, Pollenschutzgitter oder Pollenfilter
- Vermeiden Sie Sport in pollenbelasteter Umgebung
- Mähen Sie Ihren Rasen nicht selbst
- Lassen Sie Ihre Wäsche nicht im Freien trocknen
- Verbringen Sie Ihren Urlaub wenn möglich am Meer oder in den Bergen
Behandlung mit rezeptfreien Arzneimitteln
Alpha-Sympathomimetika
schnelle Hilfe bei verstopfter Nase, Abschwellung der Schleimhaut
Achtung: nicht länger als 1 Woche anwenden, sonst Schädigung und Anschwellen der Nasenschleimhaut!
Rezeptfreie Wirkstoffe: Oxymetazolin, Xylometazolin, Tramazolinhydrochlorid, u.a.
Antiallergika
reine Mastzellenstabilisatoren: wirken stabilisierend, verringern die Freisetzung von Histamin am Wirkort, regelmäßige Anwendung erforderlich! Wirkstoff: Cromoglicinsäure
Antihistaminika: unterdrücken die Histamin-Ausschüttung; Loratadin, Cetirizin, Levocetirizin u.a. – zum Einnehmen
Beachte: einige Wirkstoffe führen zu Einschränkung der Reaktionsfähigkeit, Loratadin erfahrungsgemäß nicht.
Azelastin, Levocabastin u.a. – lokale Anwendung als Nasenspray und Augentropfen
Pflanzliche Mittel
Traganthwurzel: (lat.: Astragalus membranaceus) ist schon lange in der traditionellen chinesischen Medizin in Verwendung. Neuerdings wird ihre Wirkung auch bei uns genutzt. Die Traganthwurzel „neutralisiert“ Allergieauslösende Stoffe. Die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen wird herabgesetzt und dadurch die Histaminausschüttung verringert.
Bei anhaltenden oder heftigen Beschwerden ist eine ärztliche
Diagnosestellung (Allergietest) und Therapie erforderlich!
Je nach Schweregrad können Cortison-hältige Arzneimittel, Leukotrien-Antagonisten (Montelukast), oder eine spezifische Immuntherapie („Hyposensibilisierung“) zum Einsatz kommen.
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