Sommer, Sonne, Reise – Haben Sie schon gebucht? Oder gustieren Sie noch?

Paracelsus Apotheke Sommer

Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

Urlaub. Das Lieblingswort jedes Berufstätigen! Und jedes Schulkindes. Und der Eltern. Eigentlich aller.

Eine Auszeit nehmen und sich dem Genuss hingeben. Tun, was Spaß macht. Nichts müssen. Die Vorfreude auf die schönste Zeit des Jahres soll in die schönste Erinnerung des Jahres übergehen. Urlaub ohne allergische Ausschläge, Sonnenbrand, Durchfall oder Zahnschmerzen und ohne kleine Reisegefährten, die uns danach das Leben daheim schwer machen.

Um das Risiko solch unliebsamer Ereignisse möglichst klein zu halten,  ist es ratsam, sich gut auf den geplanten Urlaub vorzubereiten:

URLAUBSLAND

Holen Sie etwa 2 Monate vor Urlaubsantritt Informationen über Ihr Reiseziel ein.

Ist mein Standard-Impfschutz (Poliomyelitis, Diphterie, Tetanus, Hepatitis A + B) noch aufrecht? Sind spezielle Impfungen für dieses Land nötig? Benötigt man eine Malaria-Prophylaxe? Gibt es dort noch andere Insekten oder Parasiten, die zu unangenehmen Erkrankungen führen, gegen die es keine Impfung gibt? Wie kann man sich davor schützen?

Kompetente Auskünfte erhalten Sie von Ihrem Arzt, Apotheker oder dem Tropeninstitut. Verlassen Sie sich nicht alleine auf die Informationen Ihres Reiseveranstalters.

SONNE

Gewöhnen Sie sich rechtzeitig an die Sonne! Der beste Schutz gegen Sonnenbrand (und Allergie) ist der durch die Grundpigmentierung bedingte Eigenschutz der Haut. Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit wenige Minuten (helle Haut, rotblond) bis zu maximal 1 Stunde (dunkle Haut, schwarze Haare). In Europa leben auch viele Mischtypen.

Als Vorbereitung für den Urlaub sollte der Eigenschutz noch vorsichtig erhöht werden. Ein langsamer Aufbau einer nachhaltigen Bräune über den Zeitraum von 3 Wochen (wenn nötig im Solarium) führt zur so genannten „Lichtschwiele“ der Haut, die einem Lichtschutzfaktor von ca. 5 entspricht. Damit ist Ihre Haut bestmöglich für die belastende UV-Einstrahlung gerüstet, doch nicht für lange. Schwimmen, Bräunen oder Wandern und Sport – die meiste Zeit eines Urlaubstages verbringt man in der Sonne. Sogar unter dem Sonnenschirm ist man dem UV-Licht ausgesetzt. Das überfordert auch den besten Eigenschutz, sodass uns nur geeignete Sonnenschutzpräparate vor den unmittelbaren Auswirkungen wie Sonnenbrand und Allergie und den Spätfolgen (Hautkrebs, Hautalterung) bewahren können.

Auch einer Sonnenallergie (polymorphe Lichtdermatose, Mallorca-Akne) kann man bereits daheim vorbeugen: neben der schon beschriebenen Gewöhnung an das UV-Licht und entsprechenden Sonnenschutzmitteln soll die rechtzeitige Einnahme (ab etwa 2 Wochen davor) von Beta-Carotin und/oder Kalzium die Neigung zu einer allergischen Reaktion reduzieren. Studien dazu liefern allerdings keine eindeutigen Ergebnisse.

DAUERMEDIKAMENTE

In vielen Ländern ist die Arzneimittel-Versorgung nicht so umfassend und flächendeckend wie bei uns. Besorgen Sie sich rechtzeitig all Ihre Dauermedikamente und falls Sie Allergiker sind, Ihre Notfallausrüstung (z.B. Epi-Pen® nach Wespen- und Bienenstichen)

REISEAPOTHEKE

Welche Arzneimittel Sie in Ihre Reiseapotheke packen, lassen Sie sich am besten von einem Fachmann zusammen stellen (Arzt oder Apo-theker, Tropenmediziner) unter Einbeziehung der Medikamente, die Sie bereits in Ihrer Hausapotheke haben und gut kennen. Zu berücksichtigen sind dabei das Urlaubsziel, die Anzahl und das Alter der Mitreisenden.

Hier eine rezeptfrei erhältliche Auswahl von Wirkstoffen für die Reiseapotheke eines Erwachsenen:

Übelkeit, Erbrechen

  • Pflanzliche Mittel
    Kombi von Bitterer Schleifenblume + Angelikawurzel + Kümmel + Kamillenblüten + Melisse + Pfefferminz u.a.
  • Alternativ
    homöopathische Tabletten

Durchfall

  • Peristaltikhemmende Wirkstoffe reduzieren die Darmtätigkeit. Loperamid: schnell wirksam, kurzfristige Einnahme! Beachte nicht bei anhaltendem Fieber, nicht für Kinder unter 12 Jahren
  • Gerbstoffe (aus Pflanzen): z.B.: Tanninalbuminat, wirkt direkt im Darm (Vorsicht bei Allergie auf Hühnereiweiß)
  • Kohletabletten: Carbo medicinalis: bindet Toxine an ihrer großen Oberfläche, ausreichende Dosierung nötig! (3-4 Stück pro Gabe), 2 Stunden Abstand zu anderen Arzneimitteln!
  • Probiotika: enthalten aktive Bakterien-stämme, die die Darmflora wieder aufbauen, wodurch Schadstoffe wieder abtransportiert und Nährstoffe besser aufgenommen werden. Auch vorbeugend gegen reisebedingten Durchfall
  • ergänzend Elektrolytgetränke: gleichen den durchfallbedingten Mineralstoff-Verlust wieder aus, um Kreislaufproblemen vorzubeugen

Reiseübelkeit

  • Antihistaminische Wirkstoffe: Dimenhydrat u.a. – als Kaugummi oder Dragee. Achtung kann müde machen!

Magenschmerzen, Völlegefühl, Sodbrennen

  • Antazida: neutralisieren die Magensäure, etwa 1-2 Stunden nach der Mahlzeit einnehmen. Achtung zwei Stunden Abstand zu anderen Arzneimitteln. Natriumalginat (bildet zusätzlich eine Schutzbarriere gegen Reflux), Kalzium- und Magnesiumcarbonat, u.a. – diese Wirkstoffe sind auch für die Schwangerschaft zugelassen
  • Protonenpumpenhemmer: verringern die Magensäureproduktion, Schleimhautschäden können ausheilen.
    • Wirkstoffe:
      • Pantoprazol: ein rezeptfreies Präparat
      • Omeprazol, Lansoprazol u.a.: rezeptpflichtig!
  • Pflanzliche Mittel verbessern den Weitertransport des Speisebreis durch den Magen.
    • Kombination von Bitterer Schleifenblume + Angelikawurzel + Kümmel + Kamillenblüten + Melisse + Pfefferminz u.a.
    • Pfefferminztee/öl: krampflösend
    • Fenchel, Anis, Kümmel: blähungstreibend bei Völlegefühl
    • Sonstige
    • Pankreasenzyme: Verdauungsenzyme werden zugeführt und helfen den Speisebrei aufzuspalten, damit er leichter verdaulich wird (v.a. nach fettreichen
      Speisen!)
    • Heilerde zum Einnehmen: bei gereizter Magenschleimhaut
    • Simeticon, Dimeticon: bei übermäßigen Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt (auch für Babys!)

Schmerz- und Fiebermittel

  • für Kinder und Erwachsene gut geeignete Wirkstoffe: Ibuprofen, Paracetamol, u.a.

Sonnenallergie

  • eventuell vorbereitend: beta-Carotin, Kalzium
  • Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor (25 und darüber!)
  • Bei akuter Allergie: Antihistaminika
    • äußerlich: Gele, die juckreizstillend und kühlend wirken mit Wirkstoffen wie Bamipin, Dimetinden u.a.
    • zum Einnehmen: Loratadin, Cetirizin, u.a.

Sonnenbrand

  • Äußerlich: feuchtigkeitsspende und hautberuhigende Cremen oder Schaumsprays mit heilungsfördernden Wirkstoffen wie Hyaluronsäure, Dexpanthenol u.a.
  • Vorbeugung: Sonnenschutz
  • FORMEL:
    Lichtschutzfaktor x Eigenschutzzeit  =  Aufenthaltsdauer in der Sonne ohne Sonnenbrand
  • Verhaltensweise an die Intensität der Sonneneinstrahlung und Hitze anpassen
  • Behandlung: Cremes oder Schaumsprays mit Dexpanthenol, Hyaluronsäure u.a.: feuchtigkeitsspendend, hautberuhigend – bei Blasenbildung Arzt

Insektenstiche

  • Vorbeugen mit Wirkstoffen, die aufgrund ihres Geruches die Insekten abschrecken, in Form von Sprays oder Lotions:
    • künstliche Stoffe wie Diethyltoluamid (DEET), Icaridin, u.a. – sie haben die beste Langzeitwirkung
    • pflanzliche Wirkstoffe und ätherische Öle: kürzere Schutzzeiten, gerne für Kinder verwendet
  • Nach einem Insektenstich: juckreizstillende Gele und Salben mit antihistaminischen Wirkstoffen

Wundversorgung

  • Stark blutende, tiefe oder klaffende Wunden -> Arzt!
  • Desinfektion: Sprays oder Lösungen, keimtötende Wirkstoffe: Polyvidon-Jod, Octenidin, u.a.
  • Behandlung: mit antimikrobiell wirksamen und/oder heilungsfördernden Cremes und Sprays (je nach Zustand der Wunde) Wirkstoffe: Dexpanthenol, Hyaluronsäure, Silber (als Wundauflage) u.a
  • Pflaster und Wundverbände

Und was sonst noch in die Reiseapotheke gehört: Augen-, Nasen-, Ohrentropfen, evtl. ein Abführmittel, Hustentropfen, Lutschtabletten, evtl. „Grippemittel“, elastische Bandage, Gel oder Salbe bei stumpfen Verletzungen, Allergie-Pass

…und natürlich Ihre e-card.

Wir wünschen gute Reise und einen schönen Urlaub!

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